Zwei Jahre in Rwanda / Zentralafrika

Nach kaum 1½-jähriger Tätigkeit in der Studiobetriebstechnik der Deutschen Welle in Köln bot sich die Gelegenheit, für 2 Jahre an die Relaisstation der Deutschen Welle nach Rwanda in Zentralafrika zu gehen.
Lange vor den entsetzlichen Massakern fiel mir die Entscheidung zu diesem ersten beruflichen Auslandseinsatz gar nicht schwer, und durch die Produktion von Sendungen für Rwanda und den Telexkontakt mit den Kollegen dort war mir das Land auch gar nicht so fremd und fern.

Rwanda - etwa so groß wie das Bundesland Hessen - war bis zum Ende des 1. Weltkrieges Teil der deutschen Kolonie Ostafrika gewesen und ging dann per Völkerbundsmadat als Protektorat an Belgien, das dadurch mit den Nachbarländern Belgisch-Kongo und Burundi seinen kolonialen Einflußbereich in Zentralafrika ausbauen konnte.

Das vorwiegend von Bantus (Hutus) besiedelte Gebiet war vor Jahrhunderten (16. Jh.) von nilotischen Nomaden heimgesucht worden, die die ansässige Bevölkerung unterwarfen und das feudalistische Tutsi-System errichteten. Auch die deutschen Kolonialherren (ab 1898) trugen zur Festigung der Feudalherrschaft der Tutsi bei. Erst im Zuge der Unabhängigkeit 1962 erlangten die Hutus, die mit ca. 80% die Mehrzahl der Bevölkerung ausmachte, politischen Einfluß, stellten den Präsidenten der Republik und die Mehrheit im Parlament (Assemblée Nationale).

Die Landesnatur Rwandas ist geprägt von einem hügeligen Hochland des ostafrikanischen Grabensystems, im Norden begrenzt von der Kette der Virunga-Vulkane (Mont Karisimbi mit 4507 Metern höchster Berg des Landes) und im Westen von dem methangashaltigen (und deshalb nicht Bilharziose verseuchten) Kivusee. Im Südosten flacht das Land in Richtung Tanzania etwas aus.


Virunga-Vulkane


"Rwanda - das Land der 1000 Hügel"

Alljährlich fanden anläßlich des Unabhängigkeitstages Feiern im Stadion von Kigali statt, mit traditionellen Kriegstänzen der Intore, Aufmärschen von Militär, Schuljugend, Abgeordneten diverser Dorfgemeinschaften, mit traditionellen Tänzen und Gesängen.


Intore-Tänzer


Tutsi in Jungfrauen-Haartracht


Sende- und Wohnanlagen der Deutschen Welle

Auf dem 12 Kilometer von der Hauptstadt Kigali entfernten Mont Kinyinya betreibt die Deutsche Welle eine ihrer Relaisstationen. Über Studio- und Sendeanlagen werden Programme von Deutschland über Kurzwelle empfangen und über starke Sender und spezielle Antennenanlagen für unterschiedliche afrikanische Zielgebiete gerichtet ausgestrahlt. Ein Teil der (weniger aktualitätsbezogenen) Programme wird in Deutschland vorproduziert und per Luftfracht nach Kigali geschickt, von wo er entsprechend den Sendeplänen in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Kisuaheli und Haussa ausgestrahlt wird.


Studio


Sender-Operateur Ildephonse Munyakazi

 

Für Programmangelegenheiten (und oft auch für privaten Plausch) konnten wir 2 Mal am Tag per Telex mit Deutschland kommunizieren.


Wohnhäuser der Mitarbeiter der DW


KW-Rundstrahlantenne


täglicher Weg zur Arbeit nach Kigali ...

Nach dem ersten Einsatzjahr wurde ich zum landeseigenen Rundfunk Radio Rwanda abgeordnet, für den die Deutsche Welle den UKW-Sender auf dem Kinyinya unterhält. Als Techniker war ich zuständig für Wartung und Reparatur der Studioanlagen sowie für die Anleitung der rwandischen Betriebstechniker.


 ... in der Regenzeit manchmal schwierig


Hauptstadt Kigali in der Ferne


eine der Geschäftsstraßen


das Innenministerium


 

In der Freizeit bot sich eine Fülle von Möglichkeiten in diesem "Land der tausend Hügel": Tiersafari im Kagerapark, Baden im Kivusee, Erkunden der reichen Fauna und Flora, Beobachten eines Vulkanausbruchs, Besuch der amerikanischen Gorilla-Forscherin Dian Fossy oder - ganz profan - zum Einkaufen nach Kampala in Uganda. Nur 12 km Straße waren asphaltiert, bei 2 Regen- und 2 Trockenzeiten im Jahr bedeutete das oft eine Rutsch- oder eine Staubpartie.


Strand in Gisenyi am Kivusee

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